und von dem Wahrheitsringen der Zeit

Die Braut des Zeus

Lange hatte sie
über den nächtlichen Besuch gerätselt
Sein Charme seine Verwegenheit und
seine Lust verführten sie
sich ihm auf ihrem Lager hinzugeben
Seine Abschiedsworte verwirrten sie
Er wollte sie mit der göttlichen Gabe ausstatten
dass geheiligte Sätze aus ihrem Mund entrannen

Erst Wochen später
begriff sie den Sinn
Redete sie mit den Nachbarn
beunruhigte sie die Weisheit ihrer eigenen Sätze
Die Menschen suchten Rat
bei ihr der Priesterin
die von einem Gott gesegnet war

In der letzten Nacht
hatte sie die Stimme wieder vernommen
Ihr Liebreiz war einem unbeherrschten
Zorn gewichen
Er trieb das Wüten der Naturgewalten an
Sie erstarrte über die Ungeduld
und das Vernichtungsgebaren der Stimme
die sich trotz der tausendfachen Todesschreie
nicht zufrieden gab

Als des Wassers Fluten
sie unter die Wurzeln
eines umgestürzten Baumes drückten
und ihre Atemluft
von den fiebrigen Nässestrudeln hinwegriss
erfuhr sie noch einmal
eine körperliche Vereinigung
mit dem Wolkenbezwinger

Sie schluchzte
er hatte vergessen
ihr das Brautkleid
der Unsterblichkeit zu schenken

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