Kyros der gesalbte König

und an den Türmen des Schweigens geweint

Verzehrende Liebe zu Kyno

Lichtdurchflutete Tränenfelder
haben mich mehrere Tage begleitet
Nun spüre ich wieder meine Augen
klar und durchdringend sehe ich Dich
mit Deinem ausgezehrten Leib
den das rote Fieber in Wahnsinnsflure drängte

Mit meinen Lippen
habe ich Dich tastend befahren
bin über die fieberglänzenden
Hautparteien geglitten
Mein Mund suchte
nach Anzeichnen Deines Lebens
das sich heimlich entschlossen hatte
aus Dir zu gleiten

Das letzte befreiende Ausatmen
hob Deinen Kopf mit seinen
längst erloschenen Augen zu mir
Mit der Stille Deines Atems
öffnete sich mir ein Dunkel
aus dem zu befreien
mich keine tröstenden Sätze vermochten

Kyno
sie haben Deinen ausgezehrten Körper
von lästigem Leinengewebe befreit und legten ihn
in die Mitte des Rundes auf dem Turm des Schweigens
Seit Jahrhunderten
wird er als letzte Zuflucht aufgesucht
Mein Sehnen redet auf die Götter ein
dass sie mit Gier und Wildheit
die entsandten Geier und Adler ausstatten
die Deinen geliebten Körper verzehren

Erst wenn sie Dich
von Deinem beschwerlichen Leib befreit haben
und verzagt vor Deinem Skelett verharren
wirst Du Frieden finden
Mit einer Zärtlichkeit
die den lebenden Liebenden fremd ist
werde ich Deine Gebeine mit Wachs umhüllen
Kein störender Widerstand
wird Deinen Flug in das Knochental
zu den anderen Ahnen behindern

Kyno dies wird der Zeitpunkt sein an dem wir uns trennen
Dass in unseren Körpern keine Unendlichkeit innewohnt
haben wir beide geahnt
Nun bist Du vorausgereist und zeigst mir
dass Sterben nicht das Loslassen
von unserer Liebe bedeutet
Der Tod wird uns Türen öffnen
die uns bislang unbekannt und verschlossen waren

Ist die Liebe erst aus dem Leib geströmt
wird sie uns mit einer anderen Zuneigung ausfüllen
die das Ahnen der Wünsche und Träume übersteigt



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