Das Erbe des Echnaton
Die beiden Protagonisten dieses Buches Echnaton und Mose haben zu unterschiedlichen Zeiten einen neuen Himmel für ihr Volk gesucht. Beide waren getrieben von der Idee, mit einer Ein-Gott-Religion abseits der üblichen Viel-Gott-Gesellschaften ihrem Volk eine bessere Zukunft aufzuzeigen. Mit ihrem Ansinnen haben sie eine sanfte soziale Revolution eingeleitet. Die Zukunft hat für beide Völker unterschiedliche Ausgänge bereit gehalten. Die Religion des Mose wurde für Israel zum Garanten, dass das Volk trotz vielfacher Zerstörung und letztlich Vernichtung des Staates und gewaltsamen Verstreuens der Menschen in der ganzen Welt überlebt hat. Die Anhänger von Echnaton, dessen Regierungszeit nur vierzehn Jahre betrug, mussten es nach seinem Tode hinnehmen, dass diese Zeit aus den ägyptischen Geschichtsbüchern gelöscht wurde. Über Jahrhunderte fehlte sein Name in den Königslisten. Ägypten übernahm nahtlos die alte Götterwelt und setzte seine alte Tradition, wenn auch mit einigen Veränderungen, fort.
Aber: Was konnte eine Jahrtausend alte Weltmacht, wie Ägypten, erschüttern, dass sie sich gezwungen sah, die Regierungszeit des Echnaton aus den Geschichtsbüchern zu streichen? Und: Was musste das Volk Israel an Vorkehrungen treffen, um Grundlagen für seine Unsterblichkeit zu schaffen?
Reichte es aus, auf eine Gott-Gestalt zu bauen, die für die Menschen nicht begreifbar und erkennbar war und die über ein Schweigen hinaus, keine weiteren Erkenntnisse über sich zuließ, eine Gestalt, für die sich die Menschen in ihrer Hilflosigkeit Namen ausliehen und für die sie Bildnisse abformten, die einem mystischen Nichts entgehen sollten, eine Gestalt, die manchmal auch als Licht beschrieben wurde? Kann ein Wesen, das von seiner Natur her nicht Gegenstand von Mitteilungen sein konnte, unterschiedliche Erschütterungen auslösen? Manche Fragen neigen dazu, Langmut zu zeigen und sich flüchtigen Erörterungen zu entziehen.