Schleichfahrten
Für die meisten von uns ist es eine neue Erfahrung: genötigt zu werden, sich über einen längeren Zeitraum auf unbekannten Feldern einer Krankheit neu zu orientieren. Zunächst werden erste Schritte in den Labyrinthen der Ängste gesetzt und man sucht den dunklen Himmel nach Horizonten ab, von deren Existenz zu diesem Zeitpunkt keiner etwas ahnt. Und dann beginnt man zu begreifen, dass man sich auf Schleichfahrten durch unbekannte Angstwelten begibt.
Kranksein ist zunächst privat. Sie wollte sprechen über eine Hilflosigkeit, die allen offenen bedrohlichen Krankheitsprozessen vorausgeht und sie dann zupackend begleitet. Ausgeliefert zu sein und abhängig zu sein von Institutionen wie einer Krankenanstalt wird von Ängsten unterschiedlicher Tiefe und Ausformungen geprägt, deren unwuchtiger Zorn erst später durch Dankbarkeit über die Hilfe ersetzt werden kann. Hilflosigkeit kann Lebensenergien zurück schmelzen, die ohne äußere Zuwendungen und ohne Aufgefangen-werden ein unbekümmertes Schauen in den nächsten Tag unmöglich machen können.
Geduldig hat in diesem Buch die Feder bei den Personen verharrt, ihnen zugehört und sie in den den Umständen angemessenen eleganten Kleidern neu gezeichnet. Zugleich hat die Feder es gewagt, in Lebens- und Gefühlsbereiche einzudringen, die zu betreten sonst kein Anlass ist oder früh ohne ein sich Mitteilen verschlossen bleiben
Hoffen auf sich allein bleibt oft aus und Körperwärme der Familie kann Lebensströme erneut fließen lassen.
Auflage: 40, bibliophiles Buch, Umschlag handgemacht, 59 Seiten, Preis 25 €
Bebilderung: Eberhard Hückstädt, Hannover